Gut, gerne und wohlbehalten arbeiten im Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Weilheim

"... in unserer Kirche sollen Mitarbeitende gut, gerne und wohlbehalten ihren Dienst tun können - dafür will die ELKB verstärkt Sorge tragen"

schreibt OKR Helmut Völkel im Jahr 2013 an die theologisch und theologisch-pädagogisch Mitarbeitenden im Dekanatsbezirk Weilheim. Es seien ausdrücklich alle Mitarbeitenden eingeschlossen: "von der Erzieherin bis zum Leiter der Verwaltungsstelle, vom Mesner bis zur Oberkirchenrätin". Deshalb habe der Landeskirchenrat eine Projektstelle für Salutogenese eingerichtet.

Arbeitsbewältigungs-Coaching

Auf dem 3. Kongress für Personalentwicklung wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema Gesundheit eingesetzt. Diese hat das Arbeitsbewältigungs-Coaching (ab-c) aufgegriffen und damit positive Erfahrungen gemacht. Im Dekanat Weilheim wurde von Herbst 2013 bis zum Frühjahr 2015 ein Pilotprojekt zum Arbeitsbewältigungs-Coaching durchgeführt.

Das Arbeitsbewältigungs-Coaching im Dekanat Weilheim

Ablaufplan für das Arbeitsbewältigungs-Coaching
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Am 14. Oktober 2013 wurde das Projekt in der Pfarrkonferenz vorgestellt und die Beteiligung beschlossen. Mehr als die Hälfte der theologisch und theologisch-pädagogisch Mitarbeitenden hat sich zu den Interviews Anfang November 2013 angemeldet. Die Interviews wurden persönlich und vertraulich von externen Beratern (@rbeitsleben gruber e. U. und Gemeindeakademie Rummelsberg) geführt. Die Interviewten haben sofort Rückmeldungen auf den Fragebogen bekommen und konnten für sich selbst Ziele festlegen. Inhalte der Interviews waren Arbeitsanforderungen, soziales Miteinander/Führung, persönliche Entwicklung und Gesundheit - jeweils bezogen auf die eigene Person und auf den Arbeitgeber/Arbeitsplatz.

Das Ergebnis

In einem Haus dargestellte Bereiche des Arbeitsbewältigungs-Coachings
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Die quantitative Auswertung hat ergeben, dass im Durchschnitt der Arbeitsbewältigungsstatus gerade noch im Bereich gut liegt. Viel interessanter war die qualitative Auswertung der anonymisierten Interviews. Eine Steuerungsgruppe hat aus der Vielzahl von Rückmeldungen drei große Themen herausgearbeitet und anschließend in der Pfarrkonferenz präsentiert.

  • Dienst-(Entlastungs)-Ordnung
  • Vertretungsregelungen
  • Supervision, Kollegiale Beratung

Die Pfarrkonferenz beauftragte die Steuerungsgruppe Lösungen für die drei Themenbereiche zu erarbeiten.

Dienstordnungen

Es sollte eine realistische Quantifizierung von Arbeit/Arbeitszeit erstellt werden und in eine Rahmendienstordnung der Landeskirche einfließen. Ergebnisse aus diesem Prozess wurden in der Handreichung für Dienstordnungen aufgenommen. Deshalb wird hier nicht weiter darauf eingegangen.

Für die Vorbereitung einer Dienstordnung wurde ein Werkzeug (Tabelle zur Arbeitszeiterfassung) entwickelt, mit dessen Hilfe die Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitszeit erfassen und die Arbeit mit einem Ampelsystem bewerten können: Ist mir die Arbeit leicht von der Hand gegangen? War ein Seelsorgegespräch emotional sehr beanspruchend? Wie geht es mir persönlich?

Vertretungsregelungen

Die Ziele für diese Projektgruppe waren die Entwicklung einer Vertretungsregelung für Urlaube, Fortbildungen und während Krankheitsphasen von Kolleginnen und Kollegen. Außerdem wurde der Auftrag an die Landeskirche weitergegeben, die Honorierung von Vertretungen, die Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand übernehmen, zu regeln. Ebenso sollte eine Regelung für Vakanzvertretungen geschaffen werden - dieser Punkt ist nun in die Dienstordnungen eingeflossen.

Eine Vertretungsregelung wurde für die Region Nord des Dekanatsbezirks erarbeitet und dort erprobt. Eine Zusammenfassung der Vertretungsregelung:

Beispiel eines Vertretungsplans
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  1. Eine Gruppe von Pfarrerinnen und Pfarrern, aber auch von anderen Berufsgruppen, die Seelsorge und Beerdigungen in ihrem Dienstauftrag haben, wird gebildet und bestimmt einen Koordinator, der den Vertretungsplan erstellt und bearbeitet.
  2. Die beteiligten Kolleginnen und Kollegen geben ihre Anwesenheits- und Abwesenheitszeiten an den Koordinator weiter. Ebenso werden Zeiten weitergegeben, zu denen eine Anwesenheit noch unklar ist.
  3. Der Koordinator führt die Rückmeldungen zusammen und nimmt eine Einteilung der Kolleginnen und Kollegen vor. Dabei vergibt er Prioritäten. Die Prioritäten werden gleichmäßig auf alle Zeiträume und Personen verteilt.
  4. Gibt es noch Zeiten, in denen keine Vertretung zustande kommt, muss innerhalb der Gruppe verhandelt oder es können ggf. Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand angefragt werden.
  5. Der fertige Vertretungsplan wird an das Dekanat gegeben. Die beteiligten Personen können nun in ihren Urlaubsanträgen auf den Plan verweisen.

Für die Vertretungsregelung wurde eine Broschüre erstellt, die im Dekanatsbüro abgefragt werden kann.

Supervision und Kollegiale Beratung

Neben der Suche nach Supervisorinnen und Supervisoren, wurde diese Arbeitsgruppe beauftragt, Möglichkeiten kollegialer Begleitung und Beratungsmöglichkeiten anzuregen. Des Weiteren sollte Supervision (der Begriff wird hier sehr weit gefasst und auch die kollegiale Begleitung und Beratung einbezogen) als selbstverständlicher Teil in der Dienstordnung aufgenommen werden. Die Landeskirche wurde gebeten, die Kostenübernahme für Supervisionen zu regeln. Allen Mitarbeitenden steht nun die Supervision offen. Sie wird von der Landekirche zu 70 % getragen. Teamsupervisionen sind kostenfrei (bis zu 7 Sitzungen pro Jahr). Die genauen Regelungen finden sich im Kirchlichen Amtsblatt 4/2015 auf Seite 98.

Im Dekanat Weilheim ist zudem eine Broschüre entstanden, die neben einer Liste mit Supervisorinnen und Supervisoren in der näheren Umgebung folgende Themen enthält:

  • Dienstordnungsprozess
  • Mitarbeitendenjahresgespräche
  • Feedbackgespräche
  • Kollegiale Beratung
  • Fortbildungsangebote/-beratung
  • Allgemeine Erläuterungen zu Supervision
  • Weitere Angebote

Die Broschüre kann von Kolleginnen und Kollegen aus dem Dekanat Weilheim im Dekanatsbüro angefordert werden.

Ein vorläufiger Abschluss

In der Pfarrkonferenz am 15. Juni 2015 wurden die Ergebnisse vorgestellt und können nun umgesetzt und angewendet werden. Der ab-c-Prozess war ein Gewinn für das Dekanat und für die Kolleginnen und Kollegen. Die in den Interviews benannten Themen wurden gebündelt und es wurden praktikable - und auch dekanatsübergreifende - Lösungen erarbeitet, die dann auch in die Beratungen innerhalb der Landeskirche Eingang gefunden haben. Für das Dekanat Weilheim war der Prozess ein voller Erfolg.