Die beiden christlichen Kirchen in Bayern warnen gemeinsam vor einer Aufweichung des Sonn- und Feiertagsschutzes. Vor dem Hintergrund einer von CSU und Freien Wählern in ihrer Koalitionsvereinbarung verabredeten Neuregelung des Ladenschlusses in Bayern bekräftigten sie die Bedeutung der Sonn- und Feiertage für das gesellschaftliche Zusammenleben und die religiöse Praxis.
„Sonn- und Feiertage stärken den Zusammenhalt, sie bieten einen Schutzraum für Kultur und Sport, ein verbindliches gemeinsames Zeitfenster für das Zusammenleben und eröffnen Zeit für Gott“, erklärten die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und die katholische Freisinger Bischofskonferenz, der alle sieben bayerischen Diözesen angehören, im Rahmen ihrer turnusgemäßen Begegnung in München. Das Zusammentreffen fand statt unter der Leitung von Landesbischof Christian Kopp und dem Vorsitzenden der bayerischen Bischöfe, dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.
In diesem Zusammenhang lehnten die Spitzenvertreter der Kirchen auch weitere Änderungen beim Schutz der Stillen Tage, wie dem Karfreitag oder Allerheiligen, ab. Mit Blick auf die bestehenden Tanzverbote erteilten sie einer „Salamitaktik“, die Öffnungszeiten von Lokalen weiter stundenweise auszudehnen, eine klare Absage.
In Anbetracht des Erstarkens extremistischer Kräfte und der Fragmentierung der Debatte in den sozialen Medien ist nach Einschätzung von Kardinal Marx und Landesbischof Kopp eine funktionierende Öffentlichkeit Voraussetzung für die Zukunft der Demokratie. Auch die Kirche stehe vor der Herausforderung, Räume zu schaffen, in denen kontroverse Debatten angstfrei möglich seien. Eine offene Gesellschaft müsse diskursfähig sein. „Zentral wichtig ist, dass wir das Gespräch mit Andersdenkenden suchen, wie schwierig das auch ist“, sagte Kopp. „Die Organisationsformen der öffentlichen Diskussionen haben sich verändert. Die Frage ist, ob wir Spielregeln für eine Debatte wieder hinbekommen können“, so Marx. Die Kirchen verwiesen auf ihre Arbeit in der Demokratiebildung und ihre Auseinandersetzung mit populistischen Kräften. So hätten die katholischen Bischöfe an den Standorten Freising und Nürnberg das Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde eingerichtet, die evangelische Landeskirche die Fachstelle für Demokratie und gesellschaftliches Miteinander in Nürnberg.
Die Kirchen unterstreichen die Wichtigkeit des konfessionellen Religionsunterrichts auch in ökumenischer Zusammenarbeit. Auch unter aktuell erschwerten Bedingungen halten sie an der Notwendigkeit eines interreligiösen Dialoges fest.
München, 14. Mai 2024
Johannes Minkus, Pressesprecher